Das italienische Lampedusa ist vor allem durch Flüchtlingstragödien bekannt geworden. Der luxemburgische Ethnologe Gilles Reckinger hat ein Buch über die Menschen dort auf der Mittelmeerinsel geschrieben.
„Vier Tage waren sie auf See, eine Nacht lang fuhren sie im Kreis, weil ihr GPS-Gerät kaputt gegangen war. Es sei sehr gefährlich gewesen. Sie baten ein ägyptisches Fischer- boot, die Finanzpolizei zu alarmieren. Zwei- einhalb Stunden später war das Boot zur Stelle. Es war Rettung in letzter Minute: Die Insassen schöpften ständig Wasser, doch das Boot lief voll und war bereits kurz vor dem Untergehen.“ Der das erzählt, heißt Kalil und kommt aus Tunesien. Für die Überfahrt mit dem Boot hat er lange gespart. Kalil ist der erste Bootsflüchtling, mit dem Gilles Re- ckinger auf Lampedusa sprach. Der luxem- burgische Kulturanthropologe und Ethnolo- ge ist seit 2008 vielmals auf die italienische Mittelmeerinsel gereist und hat ein Buch über die Menschen auf dem kleinen Eiland vor der nordafrikanischen Küste geschrie- ben. Der 35-Jährige ist Professor für inter- kulturelle Kommunikations- und Risikofor- schung an der Universität in Innsbruck. (…)
Europas Schiffbruch @ Revue Luxembourg – 2013